ISTQB-Certified-Tester: Eine erfolgreiche Geschichte in vier Akten

Wer heute testet, kommt um das ISTQB-Test-Zertifikat kaum noch herum: Über 250.000 zertifizierte Tester weltweit – über 30.000 allein in Deutschland – machen es zu dem mit Abstand erfolgreichsten Zertifikat für den Bereich Testen. Doch was ist das ISTQB-Zertifikat überhaupt? Wie ist es dazu gekommen? Wie funktioniert es? Wo liegen die Vorteile von solchen Zertifizierungen? Und wo geht die Reise hin? Nachfolgend eine kurze Übersicht in vier Akten.

1. Akt, der Anfang: Babylonisches Sprachwirrwarr

Das Testgeschäft ist noch gar nicht so alt, wie man meinen möchte. Die Anfänge des Softwaretestens gehen in die 70er-Jahre zurück. Dort haben sich unterschiedliche Tester-Communities gebildet, die allesamt eines einte: Die Erkenntnis, dass Software heutiger Größenordnungen niemals fehlerfrei erstellt werden kann und daher eine bewusste Prüfung von Ergebnissen notwendig ist.

Das war allerdings auch schon der kleinste gemeinsame Nenner. Bereits die Definition von Testen variierte stark, ebenso wie das dahinter stehende Vorgehen. Ein Testprojekt mit einem Testteam aufzusetzen war damals keine leichte Aufgabe: Unterschiedliche Testverständnisse, unterschiedliche Methoden, unterschiedliche Begrifflichkeiten, unterschiedliche Rollenverständnisse usw. sorgten für ein enormes Sprachwirrwarr, das nur durch sehr zeitintensives Schulen und „Einnorden“ der involvierten Tester beherrscht werden konnte.

Von teamübergreifender Kooperation, international verteilten Teams (Global Delivery) und dynamischem Mitarbeiteraustausch war man trotzdem noch weit entfernt: Es herrschte – global betrachtet – babylonisches Testwirrwarr.

2. Akt, die Vorbedingung: Standardisierung

Schon bald erkannten einige Testexperten, dass dieses Sprachwirrwarr nicht zielführend ist und in den Unternehmen dem Bild des Testens eher schadet, als dies zu fördern. Das war der Moment, in dem sich das International Software Testing Qualification Board (ISTQB) gegründet hat.

Das ISTQB ist ein internationaler Dachverband, der sich dem Ziel der Professionalisierung des Testens widmet, d. h. der Etablierung des Testens als eigenständiger Disziplin und dessen Fortschreibung entlang neuer Erkenntnisse und Methoden. National vertreten wird der ISTQB durch Verbände, in Deutschland ist dies exklusiv das German Testing Board (GTB). Das GTB ist als Gründungsmitglied des ISTQB gleichzeitig eines der ältesten ISTQB- Boards und hat im letzten Jahr sein 10-jähriges Bestehen gefeiert.

Der erste Schritt des ISTQB war, zusammen mit den nationalen Boards an einem anerkannten Standard zu arbeiten, der z. B. in Folge auch in Stellengesuchen oder Arbeitsplatzbeschreibungen Anwendung findet. Dazu gehörte als Vorbedingung eine einheitliche Definition des Testens, eine umfangreiche standardisierte Nomenklatur, ein etabliertes Testvorgehen sowie ein Katalog von Testmethoden. Das ISTQB hat mit der so erreichten Standardisierung einen wesentlichen Schritt in Richtung professionelles Testen getan.

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3. Akt, die Etablierung: Zertifizierung

Was hilft der schönste Standard, wenn er in den Unternehmen nicht befolgt wird? Und selbst wenn er initial befolgt wird, wie sucht man diejenigen Mitarbeiter aus, die den Standard kennen und ihn verstehen? Wie bei einem Autoführerschein genügt es nicht, ein dickes Regelwerk aufzubauen, es bedarf auch entsprechender Schulungen und Prüfungen, um einen gewissen Mindestlevel an Standardkenntnissen garantieren zu können.

Das ISTQB bietet drei Ebenen von Zertifizierungen, die jeweils nach einer erfolgreichen Prüfung ausgestellt werden:

  • Auf dem Foundation Level werden die Grundlagen des Testens erläutert und geübt. Dies stellt sozusagen die grundlegende Straßenverkehrsordnung für jeden Tester dar.
  • Auf dem nächsten Level, dem Advanced Level, findet eine Spezialisierung statt: Es gibt dort die Zertifizierung zum Test-Analysten, zum Test-Manager und zum Technical-Test-Analysten. Übertragen auf die Führerscheine werden hier also Spezialkenntnisse für das Fahren von LKW oder auch für das Fahren mit Anhängern vermittelt.
  • Die oberste Ebene – der Expert Level – ist noch ganz neu: Hier werden mit den beiden aktuellen Themenbereichen „Test-Management“ und „Improving Test Processes“ vor allen Dingen Schulungen für global agierende Teams angeboten. Auf diesem Level steht im Vordergrund, die Aktivitäten jeweils betriebswirtschaftlich sauber begründen und rechnen zu können. Übertragen auf die Führerscheine werden hier also Leiter von Taxiunternehmen oder anderen Fuhrunternehmen geschult, die im großen Maßstab die richtigen Steuerungsmöglichkeiten nutzen müssen.

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4. Akt, das i-Tüpfelchen: Persönliche Erfahrung und Engagement

Häufig werden Standards mit Begriffen wie Einengung, Reduzierung der Kreativität und Dienst nach Vorschrift assoziiert. Der ISTQB-Standard betont dagegen an jeder Stelle, dass es eine Vielzahl von Parametern vor Ort gibt, die maßgeblich die Entscheidung für oder gegen einen speziellen Test begründen. Wichtig ist nur, diese Parameter zu erkennen und über entsprechend umfangreiches Fachwissen zu verfügen, um dann die beste Möglichkeit umsetzen zu können.

Wie beim Führerschein auch bedeutet eine bestandene Prüfung noch nicht, perfekt Autofahren zu können. So fordert der Advanced- und Expert-Level z. B. vor einer Zertifizierung den Nachweis entsprechender Praxisjahre. Denn auch wenn alle ISTQB-Schulungen sehr viel Wert auf praktische Übungen, Gruppenarbeit und Diskurs legen, so ist eines klar: Das beste und detaillierteste Wissen bedarf immer noch eines erfahrenen Anwenders, der engagiert sein Thema vertritt und pro Kontext das beste Testkonzept erstellt. Und der weiß, dass in Projekten mit Menschen zusammengearbeitet wird, mit denen kommuniziert werden muss, die Individuen in einer Gruppe sind und jeweils eigene Interessen haben.

Ebenso wichtig ist die Fähigkeit, das gewonnene Wissen auf neue Bereiche anwenden zu können. Dies beinhaltet z. B., einschätzen zu können, dass auch das Testen von mobilen Anwendungen nichts fundamental Neues ist, auch wenn einige neue Spezifika wie die Softwareverteilung über Marktplätze hinzukommen. Und dass sich die Cloud als Testumgebung hervorragend eignet, da viele Umgebungen dort out-ofthe- box eingekauft werden können.

Gesucht werden heute folglich die engagierten, aufgeschlossenen Tester, die allesamt den ISTQB-Standard als notwendiges Fundament kennen und aus dem dortigen Wissen kontextbezogen bestmöglich selektieren können. Also: Wann beginnt bei Ihnen der 1. Akt? Wann gehören Sie zur ISTQB-Certified- Community?

Kontakt: Sie sind interessiert? Dann besuchen Sie uns auf unserer Homepage: www.gtb.software. Wir geben Ihnen gern eine Übersicht über mögliche Trainingsprovider und Zertifizierungsstellen.

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