Besser testen – Artikel aus IT-Director, Ausgabe 04/2010

Softwaretester müssen ihr Handwerkszeug beherrschen. Nachweisen lässt sich dies beispielsweise mit einem Zertifikat des German Testinag Board.

Das Chipkartenchaos zu Beginn des Jahres und die technischen Probleme bei Hybridautos der Marken Ford und Toyota haben verdeutlicht, dass IT-Systeme immer komplexer und somit anfälliger für Fehler werden. Bei Toyota hat ein Software- Update des Antiblockiersystems Probleme gemacht. Bei Ford schaltete die Steuersoftware unnötigerweise von den speziellen Hybridbremsen auf die konventionellen hydraulischen Bremsen und der Fehler bei 30 Millionen Bankkarten in Deutschland wurde durch eine falsche Programmierung des Mini-Chips verursacht. Bessere Softwaretests hätten diese Pannen womöglich verhindern können.

„Die Entwicklungszyklen werden immer kürzer und die Systeme komplexer, dennoch darf beim Kunden kein unerwartetes Systemverhalten auftreten. Das Sicherstellen der Softwarequalität wird deshalb immer wichtiger“, sagt Lothar Beller, der Softwaretests beim Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen im Bereich PKW-Stufenautomatgetriebe verantwortet. Beller hat als einer von mittlerweile knapp 14.000 Arbeitnehmern und Studenten in Deutschland die Weiterbildung zum Certified-Tester absolviert, weltweit durchliefen mehr als 125.000 Personen diese Zusatzausbildung.

Das International Software Testing Qualifications Board (ISTQB) definiert hierfür die Lehrpläne, nationale Organisationen wie das German Testing Board (GTB) setzen diese in die jeweilige Landessprache um und akkreditieren Provider, die Trainings anbieten. Die strikte Trennung von Trainings- und Prüfungswesen ist dabei gewährleistet: Zwei unabhängige Zertifizierungsinstitute, die Dientleistungsgesellschaft für Informatik mbh und die iSQI GmbH, wickeln die Prüfungen ab. „Softwaretester sind Experten. Sie müssen ihr Handwerkszeug beherrschen, um Fehlern in den Systemen auf die Spur zu kommen. Je besser sie die Testmethoden und Techniken trainieren, desto schneller und effizienter können sie arbeiten“, sagt Tilo Linz, Präsident des GTB.

Lothar Beller schätzt am Certified-Tester- Schema die vermittelte Methodenkompetenz, „also die Fähigkeit, in einer gegebenen Situation schnell zu den richtigen Testfällen zu kommen“. Als Teamleiter und Prozessverantwortlicher bei ZF Friedrichshafen profitiere er zudem von dem einheitlichen Sprachgebrauch, den das Schema biete. Das German Testing Board bindet Anwenderunternehmen stark ein, um die Praxistauglichkeit der Ausbildung zu erhöhen. Für den aktuellen Lehrplan haben Experten von Unternehmen wie SAP oder Telefónica o2 inhaltliche Vorschläge beigesteuert. Ein Certified-Tester hat in Branchen hohes Renommee, in denen Systeme gebaut werden, die viel Software enthalten und Softwarefehler hohen Schaden anrichten können. Dazu gehören die Automobilindustrie, die Medizintechnik, die Luftfahrt und die Finanzbranche. Auch das Systemhaus der Bundesagentur für Arbeit lässt seine Mitarbeiter zum Certified- Tester ausbilden. Die Unternehmen profitieren auch vom internationalen GTB-Netzwerk: Der Certified-Tester wird weltweit angeboten – nicht nur in Eu – ropa, sondern z.B. in den USA, Indien, Japan und China. „In Softwareentwicklungsteams sitzen Mitarbeiter aus allen Ländern der Welt. Diese haben durch den ISTQB-Standard die Möglichkeit, sich gleichartig auszubilden“, sagt Linz.

Quelle: IT-Director, Ausgabe 04/2010